Der Hausbau in Eigenregie gilt für viele als Königsweg zum bezahlbaren Wohneigentum. Wer selbst mit anpackt, spart schließlich am Bauunternehmen – so die Hoffnung. Doch was nach Sparpotenzial klingt, entpuppt sich oft als Kostenfalle mit Ansage. Denn zahlreiche Bauherren unterschätzen die Komplexität vieler Arbeiten und überschreiten damit nicht nur Zeitpläne, sondern auch Budgets. Wer sich an Aufgaben wagt, die Fachwissen, Präzision und Spezialwerkzeug erfordern, riskiert teure Nachbesserungen oder gar Bauschäden. Was in Eigenleistung gemacht wird, muss fachgerecht sein – sonst haftet man selbst. Und auch wenn der handwerkliche Ehrgeiz groß ist: Der Verzicht auf professionelle Hilfe kann gravierende Konsequenzen haben. Gerade bei statisch relevanten oder versicherungspflichtigen Arbeiten wird schnell aus „Selbermachen“ ein unkalkulierbares Risiko, das den Traum vom Eigenheim langfristig belastet.
Oft beginnt es mit kleinen Arbeiten, bei denen sich Bauherren sicher fühlen. Eine Mauer hochziehen, Dämmung anbringen oder Leitungen vorbereiten – wie schwer kann das schon sein? Doch bei der Umsetzung stellen viele fest, dass ohne das richtige Know-how Probleme vorprogrammiert sind. Fehler in der Dämmung können Schimmel verursachen, falsch verlegte Leitungen kosten später ein Vielfaches der Ersparnis. Und selbst scheinbar einfache Aufgaben wie Fliesenlegen verlangen Erfahrung, um dauerhafte Ergebnisse zu erzielen. Hinzu kommt: Wer eigenverantwortlich arbeitet, muss auch für passende Ausrüstung sorgen. Themen wie Arbeitssicherheit oder Berufsbekleidung in der Nähe werden oft stiefmütterlich behandelt, dabei sind sie essenziell – gerade wenn man schweres Gerät nutzt oder mit gesundheitsgefährdenden Stoffen hantiert. Schnell wird aus einem ambitionierten Do-it-yourself-Projekt eine Baustelle mit unnötigen Gefahren, Zusatzkosten und enormem Stresspotenzial.
Was bei der Planung optimistisch als Wochenendprojekt eingeplant war, dehnt sich in der Realität oft über Monate aus. Denn neben Job, Familie und Alltagsstress bleibt häufig nur wenig Zeit für denEigenbau. Kommt dann noch schlechtes Wetter, Materialengpässe oder schlichtweg Erschöpfung dazu, geraten Zeitpläne massiv ins Wanken. Die Folge: Anschlussgewerke müssen verschoben werden, Handwerker stehen plötzlich nicht mehr zur Verfügung, weil ihre Zeitfenster verpasst wurden. Und das treibt die Kosten weiter in die Höhe. Wer unterschätzt, wie lange selbst einfache Arbeiten in Eigenleistung dauern, gerät schnell unter Druck. Denn ein Verzug am Bau wirkt sich auf alle folgenden Schritte aus – von der Estrichtrocknung bis zum Innenausbau. Und auch rechtlich kann es kompliziert werden: Manche Bauverträge oder Förderbedingungen setzen feste Zeitrahmen voraus, die durch Eigenleistungen gefährdet werden können. Was also aus Kostengründen begonnen wurde, entwickelt sich nicht selten zum Preistreiber.
Der wohl teuerste Aspekt unbedachter Eigenleistungen sind Mängel,
die erst später auffallen. Ob undichte Dächer, nicht normgerechte
Elektrik oder Risse im Estrich – viele Probleme zeigen sich erst
Monate nach dem Einzug. Und dann wird es richtig teuer. Denn nicht
nur müssen diese Mängel professionell beseitigt werden, sie wirken
sich auch auf die Gewährleistung anderer Gewerke aus. Häufig
weigern sich Handwerker, auf durch Eigenleistung vorbereiteten
Untergründen zu arbeiten, oder übernehmen keine Haftung, wenn
später Probleme auftreten. Auch Versicherungen sind vorsichtig: Wer
bestimmte Arbeiten nicht durch Fachbetriebe ausführen lässt,
verliert im Schadensfall unter Umständen den Versicherungsschutz.
Dazu kommt der emotionale Aspekt – wer merkt, dass der eigene
Einsatz mehr geschadet als genutzt hat, erlebt Frust statt Stolz. So
wird aus einem eigentlich gut gemeinten Engagement ein teures
Lehrstück über die Grenzen des Selbermachens.
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