In einen Neubau wird während der Bauphase stets ein hohes Volumen an Wasser eingebracht. Die Feuchtigkeit sitzt im Mörtel und Estrich sowie im Putz. Auch Baustoffe, die im Regen auf der Baustelle auf ihrer Verwendung warten, bringen Feuchtigkeit in den Rohbau. Je nach Witterungslage gelangt über Regen, Schnee oder durch Überschwemmungen weiteres Wasser in die Bausubstanz.
Im Schnitt birgt ein durchschnittlich großes
Einfamilienhaus zwischen 1500 und 2000 Liter Restfeuchte. Hinzu kommt, dass
Gebäudehüllen eine sehr gute Dämmung gewährleisten und einen Bau isolieren. Das
bedeutet auch, dass die Feuchtigkeit wesentlich schlechter entweichen kann. Die
verbleibende Restfeuchte vor dem Einzug fachgerecht zu entziehen ist notwendig,
um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden. Die Feuchtigkeit in einem Neubau hat drei
wesentliche negative Effekte auf eine Immobilie und auf die Menschen, die in
ihr Leben.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass neu
gebaute Häuser über Wochen und Monate Zeit zum Trocknen hatten, bevor der
Einzug anstand. Heute ziehen Familien praktisch sofort nach Fertigstellung in
ihr Traumhaus ein.
Die Trocknungszeit lässt sich mit dem Einsatz
technischer Geräte verkürzen. Die professionelle
Bautrocknung unterscheidet sich in Raumtrocknung,
Dämmschichttrocknung und Estrichtrocknung. Die Raumtrocknung kommt
typischerweise nach einem Wasserschaden in einer Wohnung oder
einem einzelnen Raum zum Einsatz und ist auch bei der Trocknung sanierter
Altbauten zu finden. Dämmschichttrocknung entfeuchtet die Wärmedämmung in
Wänden und die Trittschalldämmung. Die Estrichtrocknung eignet sich zur
Trocknung des Fußbodens. Diese kommt zum Einsatz, damit die folgenden Gewerke
möglichst schnell anschließen können.
Technische Neubautrocknung ermöglicht eine schonende,
zügige und preiseffiziente Trocknung. Im Idealfall startet die Bautrocknung
bereits, wenn die Wände verputzt sind und der Estrich gelegt ist. Vor allem in privaten
Immobilien werden Fließestriche eingebaut. Experten raten 5 Tage zu warten,
bevor die technische Trocknung beginnt. Nur Anhydrit- und Calciumsulfatestriche
können gefahrlos ab dem zweiten Tag getrocknet werden. In jedem Fall gilt, dass
die Trocknung erst starten darf, wenn der Estrich abgebunden hat.
Die Leistung des Bautrockners muss auf die
Immobilie bzw. die zu trocknenden Bauteile abgestimmt werden. Ist die
Trocknungsleistung zu hoch, bilden sich Risse oder Schüsselungen. Wird die Trocknung
weiter fortgesetzt, können sich die diese Schädenweiter verschlimmern. Grund
ist, dass die Raumluft buchstäblich von einem Moment auf den anderen von sehr
feucht auf sehr trocken umschwenkt. Doch können die Baustoffe wie zum Beispiel
der Fließestrich die enthaltene Feuchtigkeit nur in einem relativ langsamen
Tempo abgeben. Ist die Trocknungsleistung zu hoch und die Grenzwerte werden
überschritten, kommt es zu einem physikalischen Phänomen, dem Kapillarabriss:
Die Oberfläche trocknet komplett ab und sieht trocken aus. Doch im Kern bleibt
die Feuchtigkeit eingeschlossen und kann nicht mehr nach außen abgegeben
werden. Erst ein paar Wochen später setzt sich die Feuchtigkeit auf der
Oberfläche ab. Ist die Oberfläche dann aber bereits durch einen Fußbodenaufbau
versiegelt, sehen Bewohner die Feuchteschäden nicht. Schimmel kann sich
ungehindert ausbreiten und die Bausubstanz, die Einbauten und die Gesundheit
schädigen.
Die Raumlufttemperatur hat wesentlichen Einfluss
darauf, wie viel Feuchtigkeit sich aus einem Bau pro Stunde entfernen lässt.
Dabei gilt, dass bei hoher Raumlufttemperatur viel Feuchtigkeit und bei
geringer Temperatur nur wenig Feuchtigkeit von der Luft aufgenommen und
abgeleitet werden kann. Bei einer Temperatur von 15 bis 30 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80%
befinden sich in der Luft zwischen 9 Uhr und 22 g Wasser pro Kubikmeter. Auf
diesen Wassergehalt wird die Leistung des technischen Trocknungsgeräts
ausgelegt. Leistet das Trocknungsgerät weniger als nötig, zieht sich die
Trocknungszeit in die Länge. Leistet es mehr, entstehen wie bereits erwähnt
Probleme am Baukörper.
Solange die Immobilie noch nicht mit einer
Zentralheizung ausgestattet ist, übernehmen mobile Heizgeräte die Beheizung.
Ein elektroheizgerät braucht lediglich Strom, um einsatzfähig zu sein.
Elektroheizer verursachen keine Abgase und sie produzieren keine weitere Luftfeuchtigkeit.
Deshalb sind sie in der Bautrocknung sehr zu empfehlen.
Ölheizgeräte oder Gasheizgeräte, die direkt
befeuert werden, sind grundsätzlich nicht für die professionelle Bautrocknung
geeignet. Dies liegt daran, dass bei der Verbrennung von Gas und Öl Wasserdampf
an die Umgebungsluft abgegeben wird. Pro Liter Brennstoff werden rund 1,5 Liter
Wasserdampf erzeugt. Das verlängert die Trocknungszeit erheblich.
Um optimale Ergebnisse bei der Trocknung zu
erzielen, muss die Luft in Bewegung sein. Werden Ventilatoren eingesetzt, lässt
sich die Trocknungszeit um etwa ein Drittel verkürzen. Auch für die
Bauwerksoberflächen ist der Einsatz von Ventilatoren günstig, weil die Luft
dann überall gleichmäßig feucht ist und eine insgesamt homogene Trocknung des
Baukörpers erreicht wird.
Bei Neubauten wird der Winter oftmals dazu
genutzt, das Erdgeschoss und die erste Etage zu verputzen. Dabei wird die
Heizung aufgedreht. das Problem ist, dass die Luke zum Dachgeschoss häufig
offen steht, sodass sich die Feuchtigkeit unterm Dach niederschlagen kann. Die
Dachsparren sind kühl und die sich dort niederschlagende Feuchtigkeit unterm
Dach bietet ein ideales Klima für bestimmte Schimmelpilze. Auf einer
Winterbaustellen ist deshalb dringend darauf zu achten, die Öffnung zum
Dachgeschoss insbesondere im nicht ausgebauten Zustand geschlossen zu halten.
Unabhängig von der technischen Bautrocknung
können Baufamilien selbst aktiv werden und dafür sorgen, dass die Neubaufeuchte
so gering wie möglich gehalten wird. Die folgende Checkliste gibt einige Tipps
für den Baualltag:
●
in der Bauphase Baumaterial und
Bauteile vor Nässe schützen
●
Anstreichen und tapezieren sowie
Holzverkleidung erst nach der vollständigen Trocknung anbringen
●
für Schutz vor Feuchtigkeit an
Dach, Fassade und Erdreich sorgen
●
frühzeitig Kontakt zu einem
Fachbetrieb für Bautrocknung aufnehmen und technische Bautrocknung zeitlich
abstimmen
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