So sinnvoll ist eine Wohngebäudeversicherung wirklich


Artikel vom 31.05.2017


Das Thema Versicherungen ist ein wichtiges und trotzdem für viele Bauherren und Immobilienbesitzer auch ein leidiges Thema. „Die wollen mir nur eine weitere unnötige Versicherung aufschwatzen, um Provision zu kassieren.“ So lautet nicht selten der Generalvorwurf vieler Bürger gegenüber den Versicherungsgesellschaften. In der Tat erwirtschaften die Versicherer gute Gewinne aus ihren Verträgen, doch wer von uns tut das nicht mit seiner Arbeit? Trotzdem helfen Versicherungen im Schadensfall teils existenziell. Ein Beispiel: Die Wohngebäudeversicherung. Diese ist zwar nicht juristisch gesehen verpflichtend, sollte es aber im Kopf jedes Hausbesitzers sein.

Die Rechtslage: Pflicht oder nicht?

Kurz gesagt: Es gibt in Deutschland nach wie vor keine Pflicht, ein Gebäude gegen elementare Schäden zu versichern, obwohl dieses Thema schon oft auf die politische Tagesordnung gesetzt wurde. Nicht zuletzt das Europäische Parlament schob dem Zwang einen Riegel vor. Allerdings besteht bei den meisten Immobilien so etwas wie eine indirekte Versicherungspflicht, vor allem gegen Feuerschäden. Die meisten Banken verlangen nämlich zur Hausfinanzierung eine solche Versicherung, damit die Immobilie als deren Kapitalsicherheit auch geschützt wird. Da verwundert es nicht, dass im Segment Wohngebäudeversicherungen die öffentlich-rechtlichen Unternehmen führend sind. Anders gesagt: Wer sich bei der Sparkasse einen Immobilienkredit holt, kriegt den Versicherungsvertrag der hauseigenen Sparkassen Versicherungsgesellschaft gleich an das Antragsformular angeheftet.

Die Anbieter: Vergleichen lohnt sich

Grundsätzlich steht es jedem Hausbesitzer frei, sich eine Versicherung für den Schutz seiner Immobilie zu wählen. Die Tarife und Verträge der rund 120 Versicherer unterscheiden sich dabei nicht unerheblich je nach Region, Immobilienart und Kreditvolumen. Es ist immer vorteilhaft, sich zunächst umfassend zu informieren und einen Vergleich der Anbieter durchzuführen. Dabei kommt es sicherlich auch auf die individuelle Situation an. Baut man in einer Region, die häufig von Hochwasser heimgesucht wird, liegt es nahe, die Police entsprechend auf diese Gefahr hin zu gestalten. Wer allerdings an der Küste baut, kann auf Klauseln zu Lawinen und Erdrutschen womöglich eher verzichten.

So viele Schadensfälle gab es 2016

Um herauszufinden, wie sinnvoll eine Wohngebäudeversicherung wirklich ist, darf man sich nicht nur auf das eigene Bauchgefühl oder die Worte des Versicherungsvertreters verlassen. Daten und Fakten sind nötig. Die Versicherungsgesellschaften verfügen in etwa über 20 Millionen Verträge, die Haus und Hof schützen. 2016 nahmen sie dafür ungefähr 6,8 Milliarden Euro ein. Allerdings wurden auch Leistungen durch Schadensfälle in Höhe von 4,7 Milliarden Euro fällig. In den letzten Jahren waren Schäden durch Leitungswasser dabei führend. Pro Jahr gab es mehr als 1,1 Millionen Fälle, in denen die Versicherungen den Schaden erstatten mussten. Dahinter rangieren Schäden durch Sturm und Hagel, wobei die Schwankungen aufgrund der Wetterabhängigkeit deutlich sichtbar sind. Stürmische Jahre brachten bis zu 1,2 Millionen Schadensfälle, in ruhigeren Jahren sank die Zahl auf etwa die Hälfte. Feuer hingegen macht mit rund 200.000 Fällen nur einen Bruchteil der Schadensfälle aus. Andere Elementarschäden wie Schneedruck oder Überschwemmung sind stärker regional limitiert und fallen statistisch insgesamt kaum ins Gewicht. Mehr darüber finden Sie auch im aktuellen Naturgefahrenreport des GDV.

Viele Hausbesitzer verkennen die Gefahr

Angesichts dieser Zahlen kann man auf zweierlei Arten argumentieren. Man kann sagen, dass nur ein Bruchteil der Versicherten tatsächlich einmal Anspruch auf eine Leistung hatte und dass etwa ein Drittel der Beiträge direkt als Gewinn für die Versicherer verbucht werden kann. Man kann aber auch sagen, dass jährlich mehr als zwei Millionen Bürger diese Art von Versicherung in Anspruch nahmen und dadurch teilweise vor dem finanziellen Ruin gewahrt wurden. Anders als bei manch anderer Versicherung geht es beim Gebäudeschutz nämlich um nichts weniger als die Existenz. Entscheidend beim Abwägen der Argumente für oder gegen eine Gebäudeschutzversicherung sind nämlich nicht nur die Kosten, sondern vor allem die Konsequenzen. Ein ruiniertes Haus bedeutet mehr als die Summe der Teilschäden. Das sollte man immer mit bedenken, wenn man sich für oder gegen eine Gebäudeschutzversicherung entscheidet.