Kann REA-Gips Naturgips im Hausbau ablösen?


Artikel vom 24.03.2014


Gips ist ein beliebtes Mineral, welches als Gipsputz im Hausbau verwendet wird. Der Massenrohstoff wird seit vielen Generationen industriell genutzt. Dazu muss er im Tagebauverfahren abgebaut und zu Bauprodukten wie Putz, Estrich und Gipskartonplatten verarbeitet werden. Beim Abbau wird die Gipskarte inklusive der charakteristischen Fauna und Flora zerstört. Zum Schutz der Natur wurde das Alternativprodukt REA-Gips entwickelt. 

 

Was genau ist REA-Gips? 

 

REA-Gips ist chemisch identisch mit dem in der Natur vorkommenden natürlichen Gips. Der Unterschied liegt darin, dass Steag REA-Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen, kurz REA, gewonnen wird. In diesem Verfahren werden Rauchgase mit Kalk vom Schwefel gereinigt. Das Resultat ist ein chemisch identisches Produkt, welches allerdings häufig reiner als das Naturprodukt ist. REA-Gips ist in der Lage, Naturgips in praktisch allen Anwendungen (außer für medizinische Zwecke) größtenteils oder komplett zu ersetzen. 

 

Der große Vorteil von REA-Gips ist seine umweltfreundliche Herstellung, die ohne den Eingriff in das wertvolle Ökosystem geschieht. Die Verarbeitung des Gipses ist dieselbe wie beim Naturprodukt: REA-Gips wird in beliebte Produkte wie Gipswand- und Gipskartonbauplatten verarbeitet, kommt aber auch als Düngemittel zum Einsatz. Die künstliche Herstellung macht REA-Gips zu einem überlegenen Produkt: Es ist gleichmäßiger als Naturgips und erlaubt so schnelle Herstellprozesse für Produkte aus Gips. 

 

Gipsindustrie: 5 (falsche) Argumente gegen REA-Gips 

 

Die Gipsindustrie ist natürlich nicht daran interessiert, ihr profitables Geschäft mit der Gewinnung von Naturgips ohne Weiteres aufzugeben. Die Industrieveteranen argumentieren, dass der Naturschutz bereits eine große Rolle spiele und ausgebeutete Gipstagebaue bereits als Sekundärbiotope fungieren. 

 

Diese Argumentation stimmt zum Teil, die Unternehmen haben sich tatsächlich bemüht, die Auswirkungen durch den Abbau mit Ausgleichs- und Ersatzmatznahmen zu verringern. Diese Bemühungen sind allerdings nicht ausreichend. Aus diesem Grund wurde nach einer Alternative zum Naturgips gesucht - die Lösung ist der sogenannte REA-Gips. Dieses Produkt wird als Abfallprodukt aus der Rauchgasentschwefelung erzeugt. Die Gipsindustrie hat diverse Einwände gegen REA-Gips: 

 
     
  1. REA-Gips ist radioaktiv versucht und giftig: Studien zeigen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. REA-Gips ist reiner als zahlreiche Naturgipsvorkommen.
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  3. REA-Gips eignet sich nicht für alle Anwendungen: Viele anspruchsvolle Hersteller arbeiten ausschließlich mit diesem Gips. Naturgipse werden sogar mit REA-Gipsen gemischt, um ihre Qualität zu verbessern.
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  5. REA-Gips kann die Nachfrage des Marktes nicht decken: Auf lange Sicht stimmt das. Aus diesem Grund ist es notwendig, Reserven zu erschließen, die bis dato als zu teuer galten. Mit einem Ökologisch angemessenen Preis kann eine Kreislaufwirtschaft geschaffen werden.
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  7. Langfristig kann REA-Gips nicht produziert werden, da Kohlekraftwerke geschlossen werden: Richtig, REA-Gipse lassen sich aber auch aus anderen Prozessen herstellen, zum Beispiel aus der Metallurgie.
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  9. Die Umstellung auf andere Prozesse kostet Geld: Das stimmt, jedoch kostet jede umweltfreundliche Produktion zu Anfang Geld, auf lange Sicht ist sie jedoch günstiger und schonender.
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