Neue Wege der Fassadendämmung


Artikel vom 23.01.2013


Dürfen gedämmte Fassaden ihrer Energiesparfunktion Ausdruck verleihen? Ja, meinen die Beteiligten des Forschungsprojekts WDVS-Modulation und präsentieren auf der BAU 2013, der Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme in München, einen völlig neuen Ansatz bei der Gestaltung von Fassadendämmungen. Wenn auch für Dämmstoffe gilt: „form follows function“, werden vereinheitlichende Sanierungen von Bestandgebäuden vermieden, die Energieeffizienz von Dämmsystemen gesteigert und – vor allem – neue planerische Gestaltungsmöglichkeiten erschlossen. Eine erste Realisierung ist im Laufe des Jahres 2013 geplant. 

 

  

 

Das Dämmen von Fassaden ist eine unbestreitbare Notwendigkeit und vor allem im Gebäudebestand gehören Wärmedämm-Verbundsysteme zu den bestimmenden Baumaterialien unserer Zeit. Doch die gestalterischen Möglichkeiten dieser Systeme werden in Planung und Ausführung nicht ausgeschöpft. An dieser Erkenntnis setzt das Forschungsprojekt der Münchener Architekten Hild und K, vertreten durch Andreas Hild und Faraneh Farnoudi, an. Im Rahmen der vom Bundesbauministerium gegründeten Forschungsinitiative Zukunft Bau prüfen sie gemeinsam mit ihren Partnern Sto AG und Bayerische Hausbau „Modulationsmöglichkeiten der Gebäudeaußenhaut mittels wärmesensitiver Aufnahmeverfahren“. Konkret geht es darum, durch eine dreidimensionale Modulation der Dämmschicht sowohl die Fassadengestaltung zu individualisieren als auch die Leistung der Dämmsysteme zu verbessern. 

 

  

 

Ausgangspunkt der Überlegungen ist der unterschiedliche Wärmedurchgang verschiedener Bauteile einer Bestandsfassade. Wird die Dimensionierung des Dämmstoffs den ungleichen Wärmedurchgangskoeffizienten angepasst, entsteht eine Neuordnung der Oberfläche, die sich aus den unterschiedlichen thermischen Zuständen der Bauteile ableitet. Hierfür berechnet ein Computerprogramm auf der Basis von thermografischen Aufnahmen Wärmedurchgänge und Mängel in der thermischen Hülle, Temperaturverteilungen und Wasserdampf-Diffusionsströme des Gebäudes und simuliert diese dreidimensional. Die Simulation ist Grundlage der variantenreichen Entwurfsmöglichkeiten und zugleich der individuellen Fertigung der Dämmelemente. Diese Technik sorgt nicht nur für ein völlig neues Erscheinungsbild von Fassaden, sondern spart zugleich Ressourcen, da stets nur so viel Dämmung eingesetzt wird, wie an der jeweiligen Stelle nötig ist. So nimmt die Funktion des Wärmedämm-Verbundsystems Gestalt an und eine authentische Form des Materialeinsatzes ist gewährleistet. Hild und K zeichnet verantwortlich für dieses Projekt und baut dabei auf langjährige Erfahrung bei der Fassadengestaltung  – auch unter Nutzung von Wärmedämm-Verbundsystemen. Die Sto AG unterstützt das Forschungsprojekt hinsichtlich der Materialwahl, der Ausführbarkeit und der technischen Anforderungen – nicht zuletzt auch an die Beschichtungsmaterialien – sowie bei Fragen der Qualitätssicherung. Das erste individualisierte Fassadendämmsystem soll im Lauf des Jahres 2013 realisiert werden. 

 

  

 

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Bild-Hinweise: 

 

  

 

[13-01- -WB-Fassade] 

 

Die Wärmebrückensimulation der zu sanierenden Außenfassade zeigt deutliche Unterschiede bei der Wärmestromdichte (Isolinien 1,0W/m2). 

Grafik: Hild und K, München