Nachhaltig Heizen im Herbst und Winter: Das müssen Bauherren beachten


Artikel vom 15.12.2020


In Zeiten des Klimawandels ist Nachhaltigkeit das Gebot der Stunde. Welchen ökologischen Fußabdruck man hinterlässt, entscheidet nicht nur das eigene Konsum- oder Reiseverhalten. Gerade beim Thema Heizen im eigenen Haus gilt es Energie zu sparen, den Co2-Ausstoß zu senken und Wärmeverluste zu vermeiden. Bauherren können bereits beim Bau ihres Eigenheims an die Zukunft denken und umweltfreundliche Heizungssysteme installieren.


Nachhaltig heizen – das ist mit einigen Heizungssystemen kaum mehr möglich. Öl-, Gas- und Elektroheizungen gehören zu den Verlierern, wenn es um Klimaverträglichkeit und Umweltschutz geht. Sie sind wenig ressourcenschonend, auch wenn sie mit modernster Brennwerttechnik ausgestattet sind. Mit der Energiewende der Bundesregierung sind diese Heizungssysteme in Zukunft nur noch in Kombination mit nachhaltigen Varianten erlaubt, wie zum Beispiel Solarstromerzeugung oder Windenergie. Stattdessen gewinnen alternative Heizungssysteme an Bedeutung, etwa Erdwärmepumpen, Pelletheizungen, Elektro- und Luftwärmepumpen oder Solarthermie.


Erdwärmepumpen nutzen Geothermie

Wärmepumpen haben in Deutschland bei Neubauten wie Ein- und Zweifamilienhäusern bereits einen Marktanteil von 30 Prozent. Erd-, Luft- oder Wärmewasserpumpen werden im Eigenheim durch einen Elektromotor angetrieben. Möglich sind aber auch reine Elektrowärmepumpen, die den Strom als Energiequelle nutzen. Erdwärmepumpen liefern die natürlich vorkommende Geothermie, die konstant über 7 Grad Celsius liegt, aus bis zu 100 Metern Tiefe ins Haus. Dies geschieht mithilfe einer Tiefenbohrung, Spiralsonden oder Flächenkollektoren. In Kombination mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach, die den Strom für die Pumpe liefert, sind Erdwärmepumpen eine nachhaltige Heizungsmöglichkeit, die CO2-Ausstoß und Kosten verringert.


Natürlich heizen mit Luft- und Grundwasser-Wärmepumpen

Luftwärmepumpen haben den Vorteil, dass nicht gebohrt werden muss. Sie nutzen ebenfalls den Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außenluft. Dabei wird die Wärme der Luft über einen Verdampfer an ein Kältemittel übertragen, komprimiert und über einen Verflüssiger weitergegeben.

Luftwärmepumpen sind bis zu -20 Grad Celsius einsetzbar. Sinken die Außentemperaturen darunter, muss eine elektrische Heizung einspringen. Wichtig ist, dass vor dem Einsatz der Pumpe der Heizwärmebedarf feststeht und berücksichtigt wird.

Eine weitere Variante sind Wasserwärmepumpen, bei denen die Temperaturdifferenz zum Grundwasser für die Wärmeerzeugung genutzt wird. Die Grundwassertemperatur liegt über das Jahr verteilt bei 7 bis 11 Grad. Bauherren sollten vor der Installation allerdings die Qualität des Wassers testen, um sicherzustellen, dass die Anlage zuverlässig läuft.


Pelletheizungen und Mikro-Blockheizkraftwerke für das Eigenheim

Klimaneutral arbeiten ebenfalls Pelletheizungen. Die Holzpellets werden aus Abfällen der holzverarbeitenden Industrie hergestellt, wobei diese Ressourcen endlich sind – vor allem bei steigender Nachfrage, die letztlich auch den Preis nach oben treibt. Eine Alternative sind Mikro-Blockheizkraftwerke (Mikro-BHKW) für das Eigenheim, die Biomasse statt fossiler Rohstoffe verbrennen.


Energie sparen mit Kraft-Wärme-Kopplung?

Der Wärmebedarf in einem Einfamilienhaus kann ebenfalls mittels Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt werden, wie sie etwa die Industrie nutzt. Dabei wird die in Dampfkraftwerken entstehende Abwärme ins Fernwärmenetz eingespeist. Auf das Eigenheim übertragen, wird mittels einem Mikro-Blockheizkraftwerk Wärme für Heizung und Wasser erzeugt sowie Strom für den Eigenbedarf. Nachteil ist, dass Installation, Wartung und Instandhaltung einer solchen Anlage mit sehr hohen Kosten zu Buche schlagen.


Solarthermie für die Warmwasserbereitung

Solar- und Windenergieanlagen gehören aufgrund ihrer niedrigen CO2-Werte zu den nachhaltigsten Arten, um Energie zu gewinnen. Solarthermie-Anlagen nutzen die Sonnenergie zur Wärmeerzeugung, wobei eine in den Kollektoren aufgewärmte Wärmeträgerflüssigkeit zum Wärmespeicher gelangt. Die Wärme kann für die Heizung oder die Warmwasserbereitung genutzt werden. Es ist jedoch empfehlenswert, die Solaranlage an ein anderes Heizsystem zu koppeln, da die Sonnenstunden im Winter geringer ausfallen. Der Einbau einer Solaranlage wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Abfuhrkontrolle (BAFA) mit bis 35 Prozent der Kosten gefördert.


Nachhaltig heizen – Darauf kommt es an

Neben umweltverträglichen Heizungssystem spielt beim Thema Nachhaltigkeit in den eigenen vier Wänden auch das richtige Heizen eine zentrale Rolle. Sollen Räume mittels Heizkörpern oder Fußbodenheizung erwärmt werden? Letztere hat den Vorteil, dass sie 10 Prozent weniger Heizkosten verursacht. Zu bedenken ist auch, dass Heizkörper Vorlauftemperaturen von 60 Grad Celcius benötigen. Davon abgesehen sind Wärmeverluste beim effizienten Heizen möglichst gering zu halten und Wärmebrücken zu beseitigen. Für eine gleichmäßige Temperaturverteilung im Haus ist eine gute Wärmeisolierung unerlässlich. Diese kann gegebenenfalls im Rahmen einer Sanierung nachgearbeitet werden. Passiv- oder Niedrigenergiehäuser sind bereits so angelegt, dass sie möglichst wenig Heizenergie verlieren. Dazu zählen eine gute Wärmedämmung, große Fensterfronten Richtung Süden, Dachflächen, die viel Sonne abbekommen, eine auf das Gebäude genau abgestimmte Heizungsanlage mit Solaranlage für die Warmwasserbereitung, Wärmeschutzfenster und ausgewählte Baumaterialien.


Das richtige Raumklima für Gesundheit und Wohlbefinden

Eine gute Wärmeisolation der Außenwände, nicht nur in Passiv- und Niedrigenergiehäusern, senkt zwar den Energieverbrauch. Allerdings kann Feuchtigkeit schlecht wieder nach außen gelangen und Schimmelbildung begünstigen. Daher ist richtiges Lüften eine weitere wichtige Maßnahme. Kurzes Stoßlüften ist dem längeren Kipplüften vorzuziehen. Beim Bau eines Hauses kann das bereits mitbedacht und eine Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung eingeplant werden, die Ab- und Frischluft fortdauernd austauscht, den Energiebedarf senkt und das Wohlfühlklima begünstigt. Vorteile hat das auch für Allergiker, da durch die Wohnraumlüftung Pollen und Feinstaub, aber auch schlechte Gerüche praktisch nicht ins Haus gelangen.



Fazit: Energie und Kosten sparen und dabei zusätzlich das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden steigern – das können Bauherren bereits vor dem Bau ihres Hauses gezielt einplanen. Die auf den eigenen Bedarf abgestimmte Wahl und Kombination nachhaltiger Heizungssysteme zählen ebenso dazu wie gute Wärmedämmung, ausgewählte Materialien im Innenausbau, die richtige Wahl des Heizmediums – Heizkörper oder Fußbodenheizung – sowie eine Wohnraumlüftung, die Schimmelbildung und Allergieauslöser minimiert.


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Autor:

Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros, dessen Schwerpunkt ebenfalls der ökologische Holzbau ist, wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.


Bildquelle: S2 GmbH/NIBE