Wasserabweisende Fassadenputze - Tadellos trocken


Artikel vom 05.09.2009


Ein nasser Mantel ist schwer, kalt und ungesund. Bei einer Hausfassade ist dies nicht anders; und doch gibt es noch heute mineralische Putzsysteme, die innerhalb von nur zwei Stunden bis zu 1,5 Liter Wasser pro Quadratmeter in die Fassade eindringen lassen. Jahrhunderte lang war Feuchte der schlimmste Feind der Bausubstanz, erst wasserabweisende (hydrophobe) Putze und Farben lösten das Dilemma, indem sie für eine trockene und langlebige Fassade sorgten. Eine Mode drängt nun Hausbesitzer und Investoren zurück zu den mineralischen Putzsystemen des 19. Jahrhunderts – und ihren Problemen.

 

 

Feuchteschäden an verputzten Fassaden sind kein schöner Anblick – und sie setzen der Bausubstanz zu. Noch vor 60 Jahren standen ausschließlich mineralische Putze zur Verfügung, und die Probleme waren wesentlich häufiger zu beobachten: Feuchtigkeit dringt in die Fassade ein, der Putz reißt, wird von Algen und Pilzen befallen und platzt ab. Um diese gleichermaßen bauphysikalische wie ästhetische Problematik in den Griff zu bekommen, entwickelten Fassadenspezialisten so genannte hydrophobe, also wasserabweisende Oberflächen. Sie schützen das Gesamtsystem Fassade und verhindern, dass Wasser in die Gebäudehülle eindringt – die Bausubstanz bleibt trocken!

 

 

Wie ein Schwamm saugen hydrophile mineralische Putze in kurzer Zeit das Oberflächenwasser auf; bis zu 1,5 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur zwei Stunden. Damit erscheint die Fassade auf den ersten Blick trocken. Doch die Feuchtigkeit schlummert in der Bausubstanz. In Phasen hoher Feuchtebelastung staut sich das Wasser und bereitet einen erstklassigen Nährboden für Pilze. Diese lieben ein permanent feuchtes Milieu und benötigen kein Licht, um zu gedeihen. Die durchfeuchtete Putzschicht kennt jedoch noch einen anderen Feind: Bei Frost gefriert das Wasser. Es bilden sich Eiskristalle innerhalb des Putzgefüges; die Folge sind Abplatzungen und Ablösungen.

 

 

Wasserabweisende (hydrophobe) Farben und Putze auf Siliconharzbasis oder mit Lotus-Effekt verhindern hingegen, dass Wasser ins Innere der Bausubstanz gelangt. Auf einer mikrostrukturierten Lotusan-Oberfläche beispielsweise haften Tropfen nicht an, sie perlen an der Fassade ab und reißen dabei auch noch Schmutzpartikel mit. Wasserdampf kann die Struktur  jedoch  leicht passieren, so dass eventuell im Gebäudeinneren auftretende Feuchte an die Umwelt abgegeben werden kann.

 

 

Zum Thema Algenbewuchs an der Fassade sagt Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer Instituts für Bauphysik in Stuttgart: „Ein gewisser Algenbewuchs ist völlig normal und keinesfalls ein Gebäudeschaden.“ Von ihm geht auch keine Gesundheitsgefährdung für die Bewohner aus, die Flecken sind lediglich ein optisches Thema. Eine sogenannte Filmkonservierung – wie sie in den meisten Fassaden zu finden ist – vermindert das Risiko einer ästhetischen Beeinträchtigung durch Algen erheblich.

 

 

Hydrophob wasserabweisend oder hydrophil saugend: Die Entscheidung für eine Beschichtung müssen Bauherren und Verarbeiter abwägen. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Unter dem Strich ist eine dauerhaft trockene Fassade jedoch sicher immer einer durchfeuchteten Bausubstanz vorzuziehen. Genau so wie bei einem Mantel.

 

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Bild-Hinweise:

 

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Das Risiko für Fassadenschäden durch Feuchtigkeit – Putzrisse, Pilzbefall, verschlechterte Dämmung – ist bei hydrophilen Farben und Putzen höher als bei hydrophoben Beschichtungen.

 Grafik: Sto AG